KreisRunde – der Blog

10.07.2020

Was die Pandemie bewirkt – Eine Tragödie in fünf Akten

Ein Kommentar von Benjamin Göppert, 10b

 

Der letzte Teil

Es wäre absurd zu glauben, dass wir Covid-19 schon erledigt haben oder dass das in naher Zukunft der Fall sein wird. Es ist bisher nur sehr wenig über dieses Virus und die damit zusammenhängende Krankheit bekannt. Es ist nicht davon auszugehen, dass bis zum Jahresanfang 2021 eine Impfung in ausreichender Anzahl für den Großteil der Menschheit vorhanden ist. Auch ohne eine zweite Corona-Welle im Herbst wird es noch lange dauern, bis wir wieder mehr oder weniger auf Normalbetrieb umsteigen können.

Selten ist die Möglichkeit für große Veränderungen so groß wie jetzt gewesen. Der Wille dazu ist international und national, besonders bei der Jugend, ungebrochen groß. Das Jahr 2019 hat den Namen “Das Jahr der Proteste” bekommen. Diese gingen weit über „Fridays for future“, „Ende Gelände“ und „XR“ hinaus, welche in Deutschland bestimmend waren. In Frankreich demonstrierten die Gelbwesten, Algerien verlangt neue Regierende, in Chile lieferten sich Student*innen und die Polizei Straßenkämpfe für eine neue Finanz- und Sozialpolitik. In dutzenden Ländern gingen Menschen für soziale Gerechtigkeit, eine gute Zukunft, Freiheit und Demokratie auf die Straßen. Mein Lieblingsbeispiel bleibt der beschauliche Libanon: Über eine Millionen der rund viereinhalb Millionen Libanes*innen haben gleichzeitig gegen Korruption demonstriert.

Die Corona-Krise bietet viele Möglichkeiten zur Behebung von Problemen, diese verschärfen sich aber, wenn wir nicht aufpassen und alles laufen lassen wie bisher. Wir alle haben viele Möglichkeiten, uns zu beteiligen, wenn wir es wollen. Das fängt damit an, dass wir (gescheite Parteien) wählen, sobald wir das dürfen und geht weiter mit Protesten und der Beteiligung in (Jung-)Parteien und anderen Organisationen. Mit Fridays for future sind viele erstmals wirklich aktiv geworden. Jetzt muss es weitergehen, um das verstaubte System zu polieren. Es gibt genügend Möglichkeiten sich zu engagieren und ihr werdet mit offenen Armen empfangen.

Die SMV bietet dabei einen großartigen, einfachen Einstieg: Man lernt, Verantwortung zu übernehmen, kann viele Ziele relativ simpel umsetzen und Spaß macht es allemal! Dabei geht es weniger darum, in welchen Referaten ihr euch engagiert. Alle Veranstaltungen und Forderungen sind politisch. Um Politik zu machen, müsst ihr nicht unbedingt im Politik-Referat sein, auch wenn das selbstverständlich das beste aller Referate ist. Auch die KreisRunde bietet allen eine großartige Möglichkeit, einen politischen, redaktionellen Einstieg zu finden.In Freiburg findet ihr alle gängigen und einige weniger bekannte (Jung-)Parteien. Auch gibt es viele Organisationen, die unbedingt gestärkt werden sollen. Natürlich ist es auch möglich, eine eigene Organisation zu gründen. Egal, was es genau ist: Hauptsache, ihr macht es! Wem Ideen fehlen, kann sich sehr gerne bei mir melden. Daran soll es nicht scheitern. 🙂

Ende der Tragödie. Ob ein Happy End im Anschluss an die Tragödie doch noch möglich ist?

 

 

 

Vierter Akt:  Mehr Nachhaltigkeit wagen!

Bei uns in Europa und besonders Deutschland hat der Kampf gegen Corona gut funktioniert, auch weil der größte Teil der Bevölkerung sich selbst mehr einschränkt, als laut Vorschriften notwendig wäre. Da unser Gesundheitssystem zudem ziemlich gut funktioniert und wir Glück hatten, ist die erste Welle mit vergleichsweise wenig Toten an uns vorbeigezogen. Dazu waren keine bundesweite Quarantäne notwendig, wir durften jederzeit das Haus verlassen und konnten uns durchgehend mit mindestens einer außerfamiliärer Person treffen. Die Menschen in vielen Ländern können davon nur träumen. Viele sitzen seit Monaten in Quarantäne, besonders Kinder und Jugendliche, die nicht einkaufen oder arbeiten dürfen, leiden extrem. Erwachsene mit einer festen Anstellung hingegen dürfen in der Regel arbeiten. In vielen Ländern haben jedoch nur wenige eine feste Anstellung und einen Arbeitsvertrag. Im politischen Süden leben viele von dem, was sie am selben Tag an Geld bekommen (beispielsweise als Straßenverkäufer*innen). Jetzt erhalten sie seit einigen Monaten kein Geld, weil sie nicht arbeiten dürfen und können sich somit auch kein Essen leisten. Laut UN droht die Anzahl der Hungernden sich weltweit von 130 Millionen auf 265 Millionen aufgrund der Maßnahmen gegen Covid-19 mehr als zu verdoppeln. Nur selten gibt es ausreichend Hilfe durch die Regierungen oder NGOs, da es einfach zu viele Menschen betrifft. Was machen die Menschen, die an Hunger leiden? Selbstverständliche verlassen sie ihre Unterkünfte und versuchen Nahrung zu finden, weil sie ansonsten in ihren Unterkünften verhungern würden. Dabei ist Kontakt mit anderen Menschen nicht zu vermeiden ist, wodurch sich das Virus verbreiten kann. Anfangs mag es keinen Unterschied bei der Infektion von Reichen und Armen gegeben haben, inzwischen leiden aber die Armen wie so oft viel stärker und sind heftiger betroffen.

In vielen Ländern droht die Situation zu eskalieren, weil sich die Menschen von ihren Regierungen im Stich gelassen fühlen und gegen diese protestieren. In vielen Ländern kommt es zu Straßenkämpfen. In Kolumbien droht der Bürgerkrieg, der seit wenigen Jahren beendet ist und davor rund 50 Jahre dauerte, wieder zu entfachen. In anderen Ländern sieht es ähnlich dramatisch aus, auch die USA kommen alles andere als ungeschoren davon.

Der altbekannte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war der widerliche, rassistische Mord an dem Dunkelhäutigen George Floyd, der gefilmt und in Sozialen Netzwerken verbreitet wurde. Die Proteste in den USA sind aber nicht nur gegen Rassismus, sie wenden sich insgesamt gegen die riesigen sozialen Unterschiede. Millionen Menschen haben innerhalb weniger Tage ihre Arbeit verloren, eine ernsthafte Krankenversicherung haben viele auch nicht. Die unter Obama eingeführte hat Trump zu Beginn seiner Amtszeit abschaffen lassen.

Es wird auch dagegen protestiert, dass die Demokratie in den USA immer weiter geschwächt wird (seit einigen Jahren sind die USA laut Demokratieindex eine Unvollständige Demokratie) und dass wenig Reiche fast eigenständig entscheiden, was politisch geschieht.

Während die Reichen immer reicher werden, wird der größte Teil der Menschheit immer ärmer. Schon vor einigen Jahren besaßen acht Männer zusammen so viel Geld wie die ärmeren 50% der Menschheit. Nach dieser Krise wird das sicherlich noch extremer sein. Man würde meinen, dass selbst der begeistertste Kapitalist dabei Zweifel bekommt, ob das auf Dauer so klappen kann. Das ist natürlich nicht möglich, der „Freie Markt” hat ganz offensichtlich keine lange Überlebensdauer mehr. Eine Umverteilung von oben nach unten, was natürlich eine ungewohnte Richtung ist, wäre sogar im Interesse der Reichen, da sie ihre privilegierte Stellung somit nur minimal abbauen müssten.

Auf internationaler Ebene gibt es ähnliche Probleme: Wird die Politik nicht radikal geändert, werden Migrationsströme kommen, die diesem inhumanen Begriff gerecht werden. Die bisherigen werden dagegen lächerlich klein sein. Das kommt daher, dass es den Menschen in armen Ländern durch den Klimawandel und Freihandel im Vergleich zu uns immer schlechter geht (obwohl Deutschland ihnen doch so viele Waffen liefert, die Menschen dort kriegen den Hals einfach nicht voll!). Inzwischen verbreiten sich auch in armen Regionen Fernseher und ähnliche technische Geräte auch in kleine Dörfer, sodass es in immer mehr Menschen möglich ist, zu sehen, wie wir in der westlichen Welt leben. Ein Glück für uns, dass viele dort nicht wissen, dass unser Reichtum zu einem erheblichen Teil auf ihrer Armut beruht. Aber auch schon ohne dieses Wissen ist nicht erklärbar, warum sie dem Hungertod Jahr für Jahr nur knapp entgehen und in Deutschland Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Um das zu begründen, müsste man eine solch hinterwäldlerische Ideologie wie Winston Churchill haben. Als Schüler einer zukünftigen Schule ohne Rassismus und mit Courage hoffe ich, dass niemand diese Auffassung vertritt.

Sehen die Menschen also wie unverschämt gut es uns geht, ist es naheliegend, dass sie ihren Teil von der Schwarzwälder Kirschtorte abhaben wollen und teilweise sogar ihr Leben dafür aufs Spiel setzen.

Es müsste Konsens sein, dass Entwicklungshilfe notwendig, gut und keine Verschwendung ist. Jeder Cent in Bildung wird mit mehreren in der Zukunft belohnt, das dauert aber leider länger als eine Legislaturperiode. Sogar Nazis und Egoist*innen sollten sich für Entwicklungshilfe einsetzen, würden sie logisch denken, was erstere kategorisch ausschließt. Schade, denn ansonsten würden sie bemerken, dass mehr Geld in Bildung bedeutet, dass deutlich weniger Menschen zu uns fliehen und gar, dass es weniger Afrikaner*innen geben würde, was Nazis und Rassist*innen aus absurden Gründen freuen könnte. Als Egoist*in profitiert man, wie alle Menschen, insofern davon, als dass, würden alle Menschen in unserem Reichtum leben, mehrfach so viel Geld für die Bildung und Wissenschaft zur Verfügung steht, wovon wir alle profitieren würden. So ließen sich schneller Wirkstoffe gegen Krankheiten finden oder gar Lösungen gegen den Klimawandel. Kurzgesagt hat dazu vor einiger Zeit ein Video hochgeladen, das am Ende des Abschnitts und Artikels verlinkt ist. In diesem erklären sie in wenigen Minuten verständlich und gründlich, warum mehr Geld in armen Regionen uns allen helfen würde.

 

Das Video von Kurzgesagt: https://www.youtube.com/watch?v=J5LodnKnLYU

-Ende des vierten Teils-

 

 

– Teil 3:  Über Spotify und Volksfahrräder –

 

Einige Branchen sind schon seit vielen Jahren in extremer Weise von den Folgen der Digitalisierung betroffen. Fast die komplette Kulturbranche ist davon berührt. Musiker*innen können meist nur durch sehr viele Konzerte finanziell überleben. Durch Spotify, YouTube und ähnliche Firmen erhalten sie eine so geringe Bezahlung, dass nur international große Musiker*innen davon leben können. Die Bezahlung durch Streaming-Dienste ist natürlich besser als keine aufgrund illegaler Downloads zu verdienen. Fast allen deutschen Musiker*innen reicht das aber bei weitem nicht aus. Die Ärzte waren lange Zeit nicht auf Spotify vertreten, weil sie trotz hunderttausender Aufrufe nur einige Cent erhalten hatten.  Auch andere Künstler*innen und Kulturbetriebe wie Schauspieler*innen und Kinos ringen schon seit langem ums Überleben. Das Problem ist nicht neu, nicht unbekannt und wird nach wie vor nicht angegangen. Es verschärft sich nun jedoch, weil kaum rentable Konzerte und Aufführungen stattfinden können und somit das wichtigste Standbein vieler wegfällt. Politisch gäbe es genügend Möglichkeiten, diese Probleme anzugehen, persönlich bleibt uns wohl nur übrig auf viele Konzerte unserer Lieblingsbands zu gehen, im Unterricht ins Kino zu gehen und natürlich uns politisch, und sei es nur durch wählen, zu engagieren.

Ansonsten wird, überspitzt formuliert, die einzige Musik, die wir hören können, der Einheitsklatsch von Ed Sheeran oder Shawn Mendes (das kann ja wohl niemand ernsthaft wollen!) sein oder wie es aus dem Wald herausschallt, wenn wir laut in ihn hinein singen. Leider wird aber auch das in Zukunft schwieriger. Ich meine nicht die Pop-Klitsche, sondern unser Echo zu hören, das aus dem Wald zurückschallt. Wo kein Wald, da kein Echo aus dem Wald, das ist ja klar. Unser brasilianischer, mehrfach hochbegabter, athletische Freund Jair Bolsonaro und seine Minister*innen (sogar zwei von rund 30 sind weiblich, Bolsonaro bleibt halt ein Feminist) vertreten nämlich die Auffassung, dass in dieser Krise denen, die am meisten leiden, geholfen werden muss. Das sind in Brasilien bekanntermaßen die Indigenen. Daher hat die brasilianische Regierung erneut die Regelungen zur Abholzung des Regenwaldes gelockert. Das bringt den Indigenen nicht so viel, was aber nur daran liegt, dass Bolsonaro und seine Homies, im Gegensatz zu uns, die wahren Opfer in der Wirtschaft sehen. Er kann ja nichts dafür, dass die Indigenen mit keinem Unternehmen in einer Börse gelistet sind. Für alle kann auch dieser gut aussehende Mann nicht permanent sorgen. Er setzt sich so für Waffen ein, die können dann auch die Indigenen kaufen. Also könnten, wenn sie Geld hätten. Aber dass er auch noch Rücksicht auf den Regenwald nimmt, kann nur wirklich niemand verlangen. Die Covid-19-Pandemie gäbe es ohne die großflächigen Abholzungen von (Ur-)Wäldern wohl kaum, weil es aber zur Zeit so viel Spaß macht, kann sich das ja sehr gerne wiederholen. Der Klimawandel ist durch die Einschränkungen, die es weltweit gibt und gab, sowieso gestoppt oder so etwas in der Art. Schließlich sind in den letzten Monaten kaum Flugzeuge geflogen und Produktionen standen still. Da kann man einerseits eben wieder die Wälder abholzen und andererseits der Lufthansa doch locker mal 9 Milliarden Euro ohne Auflagen zur klimafreundlicheren Entwicklung geben. Warum genau helfen wir denen so sehr? Dänemark hat vorgemacht wie es gehen sollte: Firmen mit Sitzen in Steueroasen, also Firmen, die sich mit illegalen Methoden vor der Steuerzahlung an Dänemark drücken, bekommen kein Staatsgeld. Da würde die Lufthansa nun in die Röhre gucken und das vollkommen verdient. Auch weiß ich nicht, warum BMW 1,6 Milliarden Euro Dividenden an Unternehmenseigner wie die Klattens und Quandts während der Corona-Krise ausschütten kann, während 30.000 der 90.000 Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit geschickt wurden, die der Staat zahlt, und das Unternehmen kürzlich erst wieder öffentlich eine Abfuckprämie – pardon, Abwrackprämie – forderte, um den Verkauf zu steigern.

Die Diskussion ist mal wieder so typisch deutsch. Gerade beruhigt sich die Pandemie etwas bei uns, schon wird wieder überlegt, wie man der Autoindustrie helfen kann, ohne dass diese sich umstellen muss und ein Provinzpolitiker setzt sich dafür in Szene. Diese Prämie konnte die SPD glücklicherweise verhindern, leider hat sie aber den Vorschlag aus Reihen der Grünen und der Linken nach einer Fahrradkaufprämie nicht umgesetzt, aber es ist ja immer noch die SPD. Man kann da wirklich nicht zu viel verlangen.

Was auf den ersten Blick wie eine Trotzreaktion der Linken und Grünen erscheint, ist tatsächlich zu überlegen: Eine Fahrradkaufprämie würde nicht nur ökologisch und sozial einiges bewirken, es würde auch den Einzelhandel unterstützen und die Pandemie verlangsamen, weil sich so Menschen, die ansonsten den öffentlichen Personennahverkehr nutzen würden, Rad fahren könnten und somit weniger Kontakt zu anderen Mitmenschen hätten. Um auch viele Konservative von diesem Vorschlag zu überzeugen, möchte ich anmerken, dass viele Fahrräder unter grässlichen Bedingungen in Ländern wie den Philippinen hergestellt werden. Die Ausbeutung, die bei keinem Akt der deutschen Wirtschaft fehlen sollte, findet also auch hier statt. Natürlich haben Unternehmen wie Volkswagen was Verbrechen gegen internationales Recht angeht einen großen Vorsprung; mir ist zum Beispiel kein Fahrradunternehmen bekannt, dass es einer Militärregierung erlaubte, auf dem eigenen Firmengelände zu foltern oder das Informationen über Mitarbeiter*innen (wie zum Beispiel die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft oder Nähe zu Kommunist*innen) an die Geheimpolizei weitergegeben hat, aber was noch nicht ist, kann ja noch kommen.

Allerdings möchte ich mich ganz klar von den Forderungen der rechten Szene wie Pegida distanzieren, die noch kein einziges Mal “Volkswagen” verlangt hat, dafür andauernd “Volksfahrräder”, immer wieder “Volksfohräda”.

An anderer Stelle hat sich aber mal wieder gezeigt, dass die Kamerad*innen Pegidas, also die AfD, nicht zu gebrauchen sind. Während die GroKo die Kontaktbeschränkungsvorschläge vor einigen Monaten in den Bundestag einbrachte, kritisierte die Opposition, abgesehen von der AfD, in einer konstruktiven Weise, unterstützte die Regierung aber grundsätzlich. So ließ sich die Situation in Deutschland hinsichtlich der Pandemie verbessern und es wurde mal wieder klar, dass Populismus selten zu etwas zu gebrauchen ist. Besonders wenn man schaut, wie die Situation in Ländern mit rechtspopulistischen Regierungen ist: Die USA haben mit großem Abstand die meisten Erkrankten und Toten, Brasilien ist auf einem ähnlichen Weg, wenn auch zeitlich versetzt, Großbritannien hat es ebenfalls sehr stark erwischt, obwohl durch frühere Maßnahmen vieles hätte vermieden werden können. Einige Politiker*innen haben nicht verstanden, dass es schlecht endet, wenn sie versuchen, aus der Masse hervorzustechen und sich durch Dickköpfigkeit zu profilieren. Weniger Fake News und mehr Vertrauen in die Wissenschaft wären gute Ratgeber gewesen, oder?

-Ende des dritten Teils
 
21.06.2020

– Zweiter Akt-

Armut wird oftmals vererbt. Das bedeutet, dass die Kinder derjenigen, die arm sind, schlechtere Bildungschancen haben. Die Corona-Einschränkungen haben zu einer noch extremeren sozialen Aussiebung im Schulsystem geführt. Deutschland war darin ja sowieso sehr gut. Es kann aber auch niemand verlangen, dass das Schulsystem nach der Kaiserzeit grundlegend verändert wird. Also, ja, doch, verlangen kann man das schon. Das haben beispielsweise die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg getan, aber das heißt natürlich nicht, dass Deutschland das umsetzt. In der DDR gab es ein anderes Schulsystem, das nicht zwischen arm und reich unterschieden hat. Dafür aber zwischen Partei-Mitglied und Oppositioneller. Der Beitritt des Geltungsbereichs des Grundgesetzes durch die DDR wäre eine Chance, das Beste aus beiden Systemen zu sammeln und etwas Neues zu kreieren. Leider wurde das nicht gemacht, sodass der Unterschied zwischen Schüler*innen aus reichen und armen Haushalten immer groß bleibt, was die Ergebnisse der PISA-Studien bestätigen. Dafür sorgt besonders, dass die Grundschule schon nach der vierten Klasse endet. In vielen westlichen Ländern geht diese deutlich länger, sodass es dort mehr auf die Lernfähigkeit der Kinder ankommt.

Prinzipiell haben es ärmere Menschen so an sich, dass sie sich deutlich weniger Luxusgüter kaufen. Nun wurde aus dem Luxusgut „Laptop“ in der aktuellen Krise ein grundlegendes Schulmaterial. Alle, die jemals versucht haben, mit einer PDF am Smartphone zu arbeiten, können das bestätigen. Unsere Schule hat es glücklicherweise geschafft, Laptops zum Verleih zur Verfügung zu stellen. In vielen anderen Schulen Deutschlands sieht das aber teilweise ganz anders aus. Auch haben nicht alle Haushalte Zugang zum Internet.

In anderen Ländern, hauptsächlich den ärmeren, sieht die Situation natürlich noch deutlich schlechter aus. Dort wird aktuell vielen Schüler*innen der vielleicht einzige Zugang zu einer Grundbildung verwehrt. Die dramatischen Folgen werden nicht lange auf sich warten lassen.

Klar, Deutschland hat solche Probleme nicht. Es ist kein Entwicklungsland, nicht mal in Sachen Bildung. Gemessen an dem allerdings, was Deutschland leisten könnte, leistet es aber erschütternd wenig, nicht nur in der Bildung. So verläuft der Glasfaserausbau weiterhin quälend langsam. Selbst hier im reichen, relativ großen Bad Krozingen ist das Internet nicht flächendeckend ausreichend für Videokonferenzen in einer akzeptablen Qualität. Die Digitalisierung in Deutschland läuft schleppend, wobei „laufen” in dieser Hinsicht wohl unangemessen ist. „Humpeln” trifft es wohl genauer. Länder wie Rumänien oder Estland sind uns dabei um Jahre voraus, Singapur, Skandinavien, Taiwan und Japan sowieso.

Oft habe ich in den letzten Monaten gehört, dass die Digitalisierung aktuell unglaublich weit vorangebracht wird. Welch Unfug! Nur weil uns die Arbeitsblätter nun als PDF geschickt werden und wir unsere Aufgaben digital bekommen, kann doch nicht ernsthaft von einer Digitalisierung gesprochen werden! Diese besteht doch nicht darin, alles so wie bisher zu machen, nur halt nicht mehr analog. Sie kombiniert die Vorteile von Digitalem und Analogem, es gibt eine Weiterentwicklung. Die digitalen Möglichkeiten helfen uns gerade aus, nicht komplett unterzugehen. Einige erkennen jetzt zumindest, dass eine Digitalisierung notwendig ist, schließlich wird uns Covid-19 noch eine Weile beschäftigen oder es kommt in naher Zukunft zu weiteren Pandemien. Diese Fortschrittswilligen leiten seit einigen Wochen die ersten Schritte in Richtung digitale Zukunft, es mangelt aber an kompetenten Menschen, besonders bei uns in Deutschland, dem Land, das ungefähr fünf bis zehn Jahre zu spät erkennt, dass KI ein gigantisches Thema wird und nun dort durchstarten möchte. Technische Kompetenz fehlt ganz offensichtlich –  an jeder Ecke.

– Ende des zweiten Teils-

15.06.2020

Projekt Blumenwiese

von Bryan Schmidt (9a)und Aletta Huft (9b)

 

Die Corona-Krise ist das, was die Welt 2020 in Atem hält. Unser bisheriges Leben kann so, wie wir es bisher gewohnt waren, nicht mehr stattfinden, weshalb kreative Lösungen erfordert werden.

Insgesamt hat sich die Natur durch den allgemeinen Lockdown teilweise erholt. Bilder und Videos von Wildtieren, die zurück in Städte kehren, gehen viral. Auch ist wieder mehr Vogelgezwitscher zu hören. Seit Wochen sind keine Kondensstreifen mehr am Himmel zu sehen. Wer hätte das noch vor wenigen Monaten für möglich gehalten? Natürlich ist es schön, wenn die Natur für einen Augenblick aufatmen kann, weil die Luftverschmutzung zurückgeht, die CO2-Emissionen weltweit kurzzeitig sinken und viele Menschen vom Auto aufs Fahrrad umsteigen. Trotzdem sollten wir uns alle bewusst machen, dass auch diese schönen Seiten der Krise vermutlich nicht von Dauer sein werden und wir deshalb unsere Nachhaltigkeitsziele im Auge behalten sollten.

Gerade jetzt stellt sich die Frage, wie es nach der Krise weitergeht, einfach weiter so, business as usual oder gelingt es uns, die Krise auch als Chance zu nutzen? Dies wird auch in der Politik und in der Wirtschaft zurzeit diskutiert und im Konjunkturpaket, das die Bundesregierung gerade verabschiedet hat, sind auch ökologische Kriterien mit eingeflossen.

Wir als Nachhaltigkeits-AG wollen jedenfalls dort weitermachen, wo wir aufgehört haben: Das geplante Projekt der Blumenwiese musste verschoben werden, doch sobald es uns wieder möglich ist, wollen wir beginnen, die ersten Blumen zu pflanzen. Die Blumenwiese ist Ausdruck unseres aktiven Handelns und soll als etwas vermeintlich Kleines das aufzeigen, was wir uns von gesellschaftlichen und politischen Akteur*innen u.a. wünschen: Insektenschutz, Artenvielfalt und Biodiversität.

Außerdem wollen wir klarmachen, dass Naturschutz und Nachhaltigkeit nicht in Vergessenheit geraten sollen. Durch die Krise besteht die Chance, grundlegende Dinge zu verändern. Es bleibt die Hoffnung, dass manche Finanzhilfen auch an Kriterien der Nachhaltigkeit geknüpft werden, und wir alle als ein Teil der Gesellschaft unser eigenes Konsumverhalten überdenken. Denn nur durch das kritische Überdenken des persönlichen Handelns kann sich etwas verändern. Die Politik ist gefragt, aber auch jede*r Einzelne.

Brauchen wir wirklich das eigene Auto, um zur Arbeit zu gelangen, und müssen wir wirklich jedes Mal mit dem Flieger in den Urlaub fliegen? Und müssen wir wirklich im Winter schon Erdbeeren essen, die für unseren kurzen Appetit extra eingeflogen werden? Über diese Frage denken wir vor allem in der Krise verstärkt nach. Auch sollten wir uns einmal mehr die Frage stellen, ob unser Fleischkonsum nicht doch ein wenig reduziert werden könnte.

Wenn man nun den weltweiten Vergleich zieht, stellt man schnell fest, dass wir in Deutschland in der aktuellen Krise noch ziemlich glimpflich davongekommen sind. Wir haben – verglichen mit anderen Ländern- ein gutes Gesundheitssystem, was sicher auch einer der Gründe ist, warum sich Deutschlands Fallsterblichkeitsrate in Grenzen hält.

Ein anderer Grund ist garantiert auch die Krisenpolitik unserer Bundesregierung, da sie die nötigen Maßnahmen getroffen hat, um das Virus best- und schnellstmöglich einzudämmen. Die Corona-Pandemie ist eine Krise, ebenso wie die Klimakrise.Dass unsere Regierung hierbei so schnell reagiert hat, liegt wohl daran, dass die Folgen von Covid-19 unmittelbar spürbar sind, anders als bei der Klimakrise, die uns in ihrer vollen Wucht erst in ein paar Jahren oder auch Jahrzehnten erwischen wird. Unsere aktuelle Krisenpolitik zeigt aber, dass es durchaus möglich ist, komplexe Probleme effektiv zu bewältigen, auch wenn wir dadurch aus unserer Komfortzone heraus müssen.

Dass umweltfreundliches Handeln aber auch Spaß machen kann, sehen wir immer wieder, wenn wir als Nachhaltigkeitsgruppe zusammenarbeiten und Ideen entwickeln. Die Blumenwiese sollte Insekten anlocken und unser schulisches Erscheinungsbild durch die bunte Blütenpracht ein wenig verschönern. Natürlich ist es unglaublich schade, dass das diesen Frühling nicht geklappt hat, jedoch haben wir eine Alternative gefunden: Die Freiburger Bürgerstiftung plant in Zusammenarbeit mit Fabian Falkner, einem Landwirt aus Freiburg-St. Georgen, ein Projekt, bei dem es darum geht, insektenfreundliche Pflanzen auszusäen. Durch Spenden in Höhe von 50€ sollen einhundert Quadratmeter finanziert werden, um finanzielle Einbußen für den Landwirt durch Ernteausfall zu verhindern. Dieses Projekt erscheint uns als bestmögliche Alternative für die geplante Blumenwiese, weshalb wir uns einstimmig dazu entschieden haben, es mit einer Spende aus unserer AG-Kasse zu unterstützen.

An dieser Stelle möchten wir uns übrigens bei allen bedanken, die uns finanziell unterstützt haben. Am letztjährigen Sommerfest haben wir großzügige Spenden erhalten, die wir eben für solche Aktionen nutzen möchten. Da nicht jedem diese finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, Nachhaltigkeit und Artenschutz aber niemandem verwehrt bleiben sollte, gibt es andere Möglichkeiten, sich hierbei einzubringen: Blumen und Kräuter im Garten und auf dem Balkon sehen nicht nur schön aus, sondern auch tierische Freunde, wie zum Beispiel Bienen und Wespen, erfreuen sich daran. Hierzu eignen sich Lavendel, Salbei und Margeriten besonders gut.

Nun freuen wir uns aber, wenn es demnächst wieder richtig losgeht, und wir mit unseren geplanten Aktionen weitermachen können. Wir haben noch viel vor…

 

 

11.06.2020

Was die Pandemie bewirkt – Eine Tragödie in fünf Akten

 Die Schließung der Schulen in Deutschland liegt nun beinahe fünf Monate zurück. Was hat sich seitdem verändert?

Ein Kommentar von Benjamin Göppert, 10b

 

Teil 1: Prinzip Hoffnung: Alles wird gut!

Zu Beginn der Pandemie in Europa, als die Kontaktbeschränkungen in Kraft traten, waren Texte, wie sich die Welt nach dieser Pandemie verbessern würde, in vielen Zeitungen zu lesen. Diese Hoffnung hat vielen von uns Kraft gegeben und hatte somit einen Sinn – wie zu erwarten war, ist vieles davon nicht eingetroffen und wird das wohl auch nicht in nahe Zukunft. Zu dieser pessimistischen Annahme kam und komme ich, weil all die Probleme, die sich laut den Zeitungstexten beheben würden, schon vor der Pandemie bekannt waren, die Union und die SPD nun schon ein Weilchen an der Macht sind und diese Probleme bisher nicht gelöst haben. Ein Umdenken in Richtung einer veränderungswilligen Politik scheint es in Deutschland auch nicht zu geben. Wie sonst könnte die Union auf einmal bei 40% in den Umfragen gelandet sein.

Von welchen Probleme schreibe ich? Im Folgenden werde ich versuchen aus möglichst vielen Bereichen einige zu beschreiben. Selbstverständlich fehlen dabei viele Probleme, die auf jeden Fall eine ausführliche Beleuchtung verdient hätten. Fühlt euch also frei, selbst Texte darüber zu schreiben.

Den meisten dürften beim Thema Probleme, die aktuell besonders zutage kommen, die unverschämt schlechten Bezahlungen von Kassierer*innen, Krankenpfleger*innen, Müllwerker*innen und vielen weiteren Berufsgruppen, die unser Land auch in Notsituationen am Laufen halten, einfallen. Wie kann es sein, dass Berufstätige in diesen Bereichen trotz 45 Jahren Einzahlung in die Rentenkasse und 38,5-Stunden-Wochen in Altersarmut geraten? Ja, wie kann es überhaupt, unabhängig vom Beruf, dazu kommen? Warum liegt der Mindestlohn weiterhin mehr als 3€ unter dem, was laut Anfragen an die Bundesregierung ausreichen würde, um keinen Anspruch mehr auf die Grundsicherung zu haben? Ein besonders ignoranter Teil der CDU forderte vor wenigen Tagen gar die Absenkung des Mindestlohns, damit die Wirtschaft wieder ins Rollen komme. Das ist höchst unsozial, gar asozial, zeigt aber eindrucksvoll, wie Teile der CDU denken. Dies wäre ein Geschenk an die Wirtschaft, aber ein äußerst kurzsichtiges.

Viele Menschen müssen aufgrund des Kurzarbeitergelds sowieso schon zurückhaltend einkaufen, die Menschen, die den Mindestlohn erhalten, können sich dann wohl kaum mehr alle Lebensmittel selbst zahlen oder müssen auf die Tafel oder ähnliche Organisationen zurückgreifen. Damit kommt nicht zu einem Mehr in der Wirtschaft. Eine Absenkung des Mindestlohns würde das Gegenteil dessen, was sie bewirken soll, bewirken und dazu auch noch die Armut verstärken. Aber wen interessiert das schon?

Apropos Armut. Lest in der nächsten Woche, warum unser Schulsystem arm ist in Sachen Innovation und Digitalisierung. -Ende des ersten Aktes-

 

 

 

Eine Fan-Fiction

von Benjamin Göppert, 10b

Während die ganze Welt aufgrund von Corona in Quarantäne sitzt, kämpft ein kleiner Mann mutig gegen dieses Virus. Selten gab es einen so eindrucksvollen Kampf – das letzte Mal als die Orks Moria überfallen haben, doch das war vor vielen Zeitaltern.

Diesmal kämpft ein Hobbit namens Armin „Bilbo“ Lasset dafür, dass wir in den Pfingstferien doch noch an den Ballermann fliegen und im Sommer in Chlor schwimmen dürfen. Doch er kämpft nicht mit Waffengewalt, sein Aussehen lässt jedoch alle Gegner sicher sein, dass er auch davor nicht zurückschrecken würde. Nein, er kämpft mit seinen eiskalten Worten, klugen Berechnungen und ausschließlich richtigen Einschätzungen.

Dabei sah seine Ausgangslage alles andere als rosig aus: In dem von ihm regierten Lande gab es anfangs gleich zwei Katastrophen am Heinsberg. Nicht nur, dass ein tödliches, unbekanntes und hoch ansteckendes Virus die Runde machte, auch ein Gräuel mit dem Namen „Karneval“ ging um, eine gute Gelegenheit für Überzucker, Alkoholismus, schlechten Humor und sexuelle Belästigung. Und darauf freuen sich Menschen . . .

Na ja, weiter im Text: Es folgten strenge, nationale Kontaktbeschränkung. Viele Menschen denken bis heute fälschlicherweise, dass die Zahl der Erkrankten aufgrund von diesen Beschränkungen zurückging; das ist aber falsch. In Wirklichkeit schaffte es Bilbo Lasset das Coronavirus ausfindig zu machen (seit seiner Zeit bei den Pfadfindern ist er richtig gut im Finden von Dingen, die andere oftmals übersehen) und durch seine makabere Art das Virus in Angst und Schrecken zu versetzen, sodass es schließlich zu Verhandlungen bereit war. Bei Bilbo handelt es sich aber nicht um einen der gewöhnlichen Virologen, von denen es in Deutschland rund 80 Millionen gibt, sondern um einen wirklichen Experten: Schon seit Jahren hilft der Hobby-Mediziner umweltschädlicher Industrie mit Hilfspflastern, damit diese sich nicht anpassen müssen.

In der hart umkämpften, geheimen Abmachung zwischen Bilbo Lasset und Covid-19, die der KreisRunde exklusiv vorliegt, erreichte Bilbo, dass Covid-19 sich schon jetzt aus Europa zurückzieht, obwohl es noch keine Impfung gibt, und stattdessen in anderen Regionen der Welt wütet. Bilbo hingegen sorgt dafür, dass möglichst alle Menschen in Europa viel Kontakt zu möglichst vielen anderen Menschen haben, sodass das Virus, sollten Bilbo Lassets Umfragewerte sinken, nochmals mit einer zweiten großen Welle wiederkehren kann.

 

 

 

Was passiert jetzt mit uns?

von Benjamin Göppert, 10b

Die Kultusministerien haben sich untereinander abgesprochen und wider dem Vorschlag Schleswig-Holsteins entschieden, dass die K2 ihr Abitur schreiben muss, wenn auch ein bisschen später als geplant. Jetzt, da jetzt ja geklärt ist, dass die diesjährige K2 (in anderen Bundesländern 13. Klasse) halt einfach ziemlich viel Pech gehabt hat, würde mich ja mal interessieren, wie es mit dem Rest von uns weitergeht. Dass noch nicht bekannt ist, wann die Unter- und Mittelstufe zur Schule darf/muss, finde ich sehr verständlich. Das lässt sich bis jetzt nicht absehen – da möchte ich auch niemandem etwas vorwerfen.

Meine Sorge ist, dass von uns, insbesondere der K1 und der 10. Klasse, in der restlichen Oberstufe und dem Abitur so viel verlangt wird, wie ursprünglich geplant war. Bis jetzt habe ich noch nichts von Änderungsvorschlägen mitbekommen, wobei ich, ehrlich gesagt, auch nicht abschätzen kann, ob es einfach noch zu früh ist oder ob es nicht geändert werden soll. Fakt ist jedoch, dass der Stoff, dieses Schuljahres in wohl kaum einem Fach komplett fertig wird. Das nachzuholen ist vor allem in der K1 und der 10. Klasse kaum mehr möglich. Dank der national bewunderten G8-Reform werden schon in  normalen Jahren die gesteckten Ziele kaum erreicht und rücken unter diesen Umständen wöchentlich in immer weitere Ferne.

Es ist äußerst fraglich, ob in diesem Jahr 2020 überhaupt noch ansatzweise normaler Unterricht und Schulbetrieb stattfinden kann. Meiner Einschätzung nach geht es erst im Jahr 2021 langsam wieder in Richtung Normalität. Dann werden wir ein Jahr hauptsächlich digitalen Unterricht gehabt haben. Ohne die Schulleitung, die Lehrer*innen oder die Schüler*innen dafür kritisieren zu wollen, aber der Online-Unterricht klappt nur so semi. Auch wenn alle ihr Bestes geben, kann diese Form den analogen Unterricht nicht aus dem Stand ersetzen. Deswegen können die bisherigen Ziele meiner Meinung nach nicht erreicht werden. Ich hoffe sehr stark, dass das die Kultusministerien einsehen und ändern werden.

 

 

 

Corona-Tage

von Marlene Neidlinger, 10b

 

Der Wecker klingelt mittags schrill,

Drum mach ich erstmal mehr Netflix und chill.

 

Ich gehe seit 10 Tagen nicht mehr raus,

Darum stinke ich schon wie ‘ne tote Maus.

 

Um 15 Uhr geh ich zum ersten Mal pinkeln,

Es überkommt mich mein Gewissen – im stillen Winkel.

 

Jetzt muss ich erstmal auf Moodle gucken,

So viele Aufgaben! Ich muss gleich spucken!

 

Warum hab ich nach 30 Minuten noch nichts gemacht?

Na klar – meine Motivation ist schon längst nicht mehr da!

 

Mein Ehrgeiz wird von meiner Faulheit gehindert,

Was meinen Lernprozess erheblich vermindert.

 

Das Zeitgefühl sagt schon längst adiós,

Abends treff ich auf Houseparty meine amigos.

 

Ich beende das Gedicht, es mangelt am Reim,

Und hocke zurück ins Bett mich rein.

 

Jeder Tag ist ziemlich same,

Man ist das Ganze langsam lame.

 

Corona kommt, Corona geht,

Aber Apache bleibt gleich!

 

 

 

„coronafrei“ . . .

Von heute auf morgen zu Hause

von Sophia Grethler, 10b

Die ersten Tage war es noch sehr ungewohnt. Keinen hat es gestört, wenn man ausgeschlafen hat und sich erst später an die Aufgaben gesetzt hat – dementsprechend schwer war es auch, sich selbst zu motivieren, für die Schule zu arbeiten. Allerdings hat sich bei mir mit der Zeit eine Art Rhythmus beziehungsweise eine Tagesstruktur gebildet. Diese hat es mir erleichtert, mich zu motivieren und die fest eingeplante Zeit auch wirklich zum Lernen zu nutzen. Ebenso haben mir Abgabefristen geholfen, die Aufgaben wirklich zu erledigen. Teilweise hat aber genauso das gute Wetter dafür gesorgt, dass ich meinen Stundenplan größtenteils zu Hause weitergeführt habe und so auch mal einen freien Nachmittag genießen konnte.

Eine mitunter die größte Schwierigkeit war für mich mein Handy. Zwar habe ich es beiseitegelegt, aber das Gefühl, dass niemand mir jetzt das Handy abnehmen könnte und ich ohne Probleme einfach schnell noch social Media checken und mit ein paar Leuten chatten könnte, ist doch schon sehr verlockend. Dasselbe ist mir noch mit anderen Dingen aufgefallen – kein Unterricht bedeutet ja in gewisser Hinsicht auch, dass keiner wirklich kontrollieren kann, ob ich die Aufgaben jetzt mache oder die Zeit stattdessen mit Netflix oder dergleichen verbringe. Besonders vor den Osterferien wurde es zunehmend schwieriger, sich aufzurappeln und für die Schule zu lernen.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich die Schule in gewissen Bereichen extrem vermisse. Zum Beispiel die Mitschüler und die Klassengemeinschaft. Das Lernen alleine ohne Lehrer war anfangs erstmal etwas komisch. Aber nach einiger Zeit hatte ich mich auch daran gewöhnt und es störte mich nur noch wenig. Fest steht, ich konnte mich zu Hause deutlich besser konzentrieren und auch viel zügiger arbeiten – in meinen Augen ist das auch der größte Vorteil vom selbständigen Lernen zu Hause. Aber wie sieht es mit dem Lernerfolg aus? Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich behaupte, dass ich in etwa genauso gut zu Hause gelernt habe wie in der Schule. Allerdings haben mir Unterrichtsgespräche und Diskussionen gefehlt, um mich auch mit anderen Meinungen als den meinigen auseinanderzusetzen. Teilweise hat mir aber auch gefehlt, dass mir jemand etwas erklärt und ich mir nicht alles selbst erarbeiten muss.

Wenn mich jemand fragen würde, was ich aus der Zeit bisher mitnehme, wäre meine Antwort: Selbstständigkeit, Zeitmanagement und Verantwortung zu übernehmen.