Am KGBK zähmen wir Schweinehunde – Lerncoaching am KGBK

Sätze wie diese sind Klassiker vieler Schulkarrieren seit Anbeginn der Zeit: „Morgen schreiben wir eine Arbeit, aber irgendwie kann ich mich nicht zum Lernen aufraffen.“ – „Eigentlich weiß ich meist die Antworten, aber trotzdem melde ich mich im Unterricht zu wenig.“

Auf dem Weg zu einer besseren Note in Mathematik oder Französisch fehlt also nicht immer nur das Fachwissen. Sehr oft fehlt der Antrieb loszulegen, trotz richtiger Erkenntnisse und guter Vorsätze. Keine leichte Aufgabe. Man kennt das ja: Gute Vorsätze sind ein oft gesatteltes Pferd, das nur selten geritten wird.

Das Lerncoaching-Angebot am Kreisgymnasium Bad Krozingen möchte das ändern. Was 2019 mit Einzelcoachings begann, ist seit diesem Schuljahr fester Bestandteil des Förderangebots am KGBK. Nach zwei Jahren Ausbildung zum Lerncoach bei Ria Kurscheidt in Bonn bieten Nina Douziech, Nadine Ecker, Kirsten Pottbäcker und Katja Scherer nun Nachmittagskurse mit den Themenschwerpunkten „mündliche Mitarbeit“ und „Motivation“ für die Jahrgangsstufen 7 und 8 an.

Von November bis Februar sollen die teilnehmenden Schüler*innen der ersten Runde ihre individuellen Stärken „ausgraben“ und sie mithilfe des Coachings für die Schule nutzbar machen. „Es geht nicht darum, den Kindern und Jugendlichen zu sagen, wie sie etwas machen sollen, sondern wie sie ihr Lernen selbst in die Hand nehmen“, erklärt Kirsten Pottbäcker das Spezielle am Coaching: Die Lehrkraft begegnet den Schüler*innen (hier: Coachees) auf Augenhöhe und nicht als jemand, die alles besser weiß. „Lerncoaching ist weder Nachhilfe noch Methodentraining. Indem wir den Coachees vor Augen führen, was sie schon können, welche Fähigkeiten sie besitzen, ermutigen wir sie, diese Stärken auch für ihr schulisches Arbeiten einzusetzen.“ Stärkung der Selbstwirksamkeit lautet die Formel.

So hat sich die dreizehnjährige Madita im Rahmen eines Coachings vorgenommen, ein Meldetagebuch zu führen. Ihr Ziel: Ein Wortbeitrag pro Stunde in ihrem Problemfach Mathematik. Die Idee dazu hatte sie selbst, ihr Lerncoach hat ihr lediglich dabei geholfen, die Idee herauszukitzeln und ihr etwas Struktur zu verleihen.

Ihr Vorhaben hält Madita schriftlich fest – es ist eine Zielvereinbarung mit sich selbst. Am Ende jeder Mathematikstunde zeichnet ihre Lehrerin ab, ob Madita ihr Stundenziel erreicht hat. Auch das hat Madita selbst entschieden. Theo dagegen hat im Coaching beschlossen, einen Klassenkameraden mit dieser Aufgabe zu betreuen.

Madita erreicht ihr Ziel fast immer; manchmal meldet sie sich sogar mehr als einmal. Das fällt nicht nur ihrer Lehrerin positiv auf, sondern verändert vor allem Maditas Selbstbild: Sie kann etwas verändern! Beim nächsten Lerncoaching zeigt sie stolz ihr Meldetagebuch und erhält viel Zuspruch von den anderen Coachees für ihren Erfolg.

Lob und individualisierte Rückmeldungen kommen im Großbetrieb Schule mitunter zu kurz. Lerncoaching setzt hier an: Man konzentriert sich auf die zwei Schritte, die man schon erfolgreich gegangen ist und nicht auf die fünf, die man noch vor sich hat. Ressourcenorientierung statt Defizitorientierung. Auf diese Weise lässt sich auch der innere Schweinehund zähmen.

Der erste Schritt in diese Richtung am Kreisgymnasium war ein voller Erfolg: Anstatt ausschließlich auf „Risiko-Schülerinnen“ zuzugehen und diese zu verpflichten, konnten sich alle Schüler*innen der 7. und 8. Klassen bewerben, die am Lerncoaching teilnehmen wollten. Das Ergebnis: Es gibt mehr Bewerber*innen als freie Plätze für die Kurse am Dienstag und Freitag Nachmittag. Freiwillig. Schule. Nachmittag. Freitag. Man muss es zwei Mal lesen.

„Wir sind sehr froh darüber, dass wir den Förderkreis unserer Schule und die Volksbank Breisgau-Markgräflerland eG für die Finanzierung der Lerncoaching-Ausbildung gewinnen konnten. Jetzt können wir mit fünf Coaches arbeiten“, sagt Thomas Kiechle, der das Konzept 2018 aus Köln mit ans KGBK brachte.

Am Kreisgymnasium hofft man nun, dass das erst der Anfang ist. Denn Schule in Zeiten von Corona hat noch deutlicher gemacht, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche auf ihren individuellen und mitunter sehr unterschiedlichen Lernwegen zu begleiten und stärken.

Ansprechpartner*innen: douziech@kgbk.de, ecker@kgbk.de, kiechle@kgbk.de, pottbaecker@kgbk.de, scherer@kgbk.de

Veröffentlicht in der BZ am 10.12.2021